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Antrag 126/I/2017 Keine Kapazitätserweiterungen am BER

20.04.2017

Innerdeutsche Flugverbindungen müssen konsequent durch schnelle, preiswerte Bahnverbindungen ersetzt werden. Für den PKW-Verkehr haben wir als SPD verstanden, dass der Neubau von Straßen auch neuen Verkehr schafft.

 

Das gilt ebenso für den Berliner Luftverkehr. Die SPD-Politiker*innen im Senat und im Abgeordnetenhaus werden deshalb aufgefordert, sich aus finanziellen, klimapolitischen und Lärmschutzgründen für die Beibehaltung der Luftverkehrskapazitäten am BER/SXF auf dem heutigen Ausbaustand einzusetzen.

 

Durch den Verzicht auf einen Ausbau des BER werden neben Klima- und Umweltbelastungen weitere Kostenexplosionen und wirtschaftliche Risiken für den Steuerzahler vermieden. Zusätzlicher Luftverkehr kann zum Beispiel durch Umlenkung von Kurzstreckenflügen unter 600km,  auf umweltfreundlichere Verkehrsträger wie Bahn und Bus und Verzicht auf neue Flugverbindungen abgewendet werden. Nur durch einen Verzicht auf Kapazitätserweiterungen am BER kann Berlin sein selbstgestecktes Klimaziel, bis 2020 die Klimabelastung um 40% gegenüber 1990 zu reduzieren, theoretisch noch erreichen.

 

Zur Begrenzung des Luftverkehrs sind gemeinsam mit dem Land Brandenburg u.a. eine Ausweitung des Nachtflugverbots am BER (Beispiel Flughafen Zürich), die Streichung finanzieller Anreize für mehr Flugverkehr („verkehrsfördernde Maßnahmen“) in der Gebührenordnung des BER und CO2-abhängige Bestandteile in den Start- und Landesgebühren zu prüfen. Außerdem werden die SPD-Politiker*innen aufgefordert, schnellstmöglich ein juristisch-fachliches Gutachten zu verlangen, um gemeinsam mit dem Land Brandenburg und ggf. dem Bund weitere Maßnahmen zu einer Luftverkehrsbegrenzung am BER zu entwickeln (z.B. Versteigerung der Slots für Starts und Landungen).

 

Das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) ist durch eine Beschreibung der Klimabelastungen durch den von Berlin verursachten Luftverkehr (incl. non-CO2-Belastungen) und verbindliche Maßnahmen und Termine für die Begrenzung des Luftverkehrs am BER ab 2020 zu ergänzen.

Antrag 127/I/2017 Obdachlosigkeit bekämpfen – Infrastruktur für professionelle Hilfe ausbauen und verbessern

20.04.2017

In Berlin herrscht ein Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten im geschützten Wohnsegment, insbesondere für Obdachlose, den es zu lindern gilt.

 

  • Bei größeren Neubauprojekten sollen nicht nur bezahlbare Wohnungen, sondern auch Räumlichkeiten im geschützten Wohnsegment, z.B. Betreuungs-WG’s, Obdachlosenheime, Frauenhäuser und auch Notunterkünfte geschaffen werden. In den Obdachlosenheimen, Betreuungs-WGs und Notunterkünften müssen auch geschützte Bereiche für Frauen mitgeplant werden
  • Das Land Berlin und die Bezirke prüfen lösungsorientiert Möglichkeiten der Einrichtung von Räumlichkeiten für Obdachlosenheime und Notunterkünfte
  • Ziel ist weiterhin die Aufstockung von Notbetten für obdachlose Menschen.
  • Als Betreiber erhalten – wo immer sinnvoll möglich – seriöse und im Segment erfahrene, gemeinnützige Organisationen den Vorzug. Die ausreichende Finanzierung der Projekte (Geschultes, hauptamtliches Personal, Einrichtung usw.) muss durch das Land Berlin, oder – wo zuständig – vom Bund sichergestellt werden.
  • Das Land Berlin und die Bezirke bauen die Kapazitäten an Psychiatrieplätzen und Suchttherapieplätzen konsequent aus und gewährt eine bedarfsgerechte Versorgung. Hierbei sind auch die spezifischen Probleme von Menschen ohne Krankenversicherung mit zu bedenken

 

 

Antrag 128/I/2017 Ausbau der Plätze in Notunterkünfte für wohnungslose Menschen in Berlin – soziale Unterstützung sicherstellen

20.04.2017

Die sozialdemokratischen Mitglieder der SPD Fraktion im Abgeordnetenhaus und des Senates sowie die SPD Berlin im Allgemeinen werden aufgefordert, sich für einen zügigen Ausbau der Belegungsplätze in Notunterkünften für wohnungslose Menschen in Berlin einzusetzen. Hierbei sollten die Unterkünfte so eingerichtet werden, dass die Menschen ihr Hab und Gut möglichst sicher verschließen können und dass es getrennte Zimmer für Männer und Frauen gibt.

Ob Tagestreffs, Unterkünfte oder Notplätze, es sollte dabei auch immer eine soziale Betreuung geben, damit den Menschen ein Weg aus ihrer wohnungslosen Lage mit Hilfen ermöglicht wird.

 

Antrag 129/I/2017 Für eine Politik der Sozialen Gerechtigkeit

20.04.2017

Ursprungsüberschrift: Folgen abzumildern reicht nicht – die Agenda 2010 muss weg!

 

Agenda 2010 einer der größten Fehler der Sozialdemokratie

 

Wir müssen als SPD die Agenda 2010 endlich in ihrer Gesamtheit als Fehler einräumen. Eine vorsichtige Distanzierung reicht nicht. Die Ankündigung des Kanzlerkandidaten Martin Schulz vom Ende Februar und Anfang März 2017, den ALG I-Bezug nach längerer Erwerbstätigkeit zu verlängern reicht nicht. Die gesamte Agenda 2010 ist das Produkt einer um sich greifenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche auf der Basis einer umfassenden kapitalistischen Verwertungslogik. Sie hat zwei Dinge gebracht: mehr soziale Ungleichheit für die Gesellschaft und das Gefängnis der Armut für viele.

 

Zu diesem Fehler zählt nicht nur die Agenda 2010-Reform selbst, sondern eben auch die durch die damalige rot-grüne Bundesregierung befeuerten Vorurteile. Der Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstellte (Langzeit-) Erwerbslose im großen Maßstab Faulheit. Mit dem Ausspruch „Es gibt kein Recht auf Faulheit“ signalisierte Schröder stellvertretend für die SPD, dass die Erwerbslosen selbst schuld seien. Diese Aufgabe sozialdemokratischer Grundüberzeugungen ist bis heute nicht eingestanden.

 

Bisher fehlt eine Kurskorrektur

Ihre Architekt*innen glaubten wahrscheinlich wirklich über harte arbeitnehmer*innenfeindliche Reformen würden Einnahmen generieren und den Sozialstaat stabilisieren, ohne dass Vermögende angetastet werden müssten. Diese Naivität ist ein Problem, dass die SPD bis heute nicht wirklich daraus gelernt hat das größere. In allen Koalitionen – einschließlich der beiden Grokos nach den Agenda-Reformen führten die Bundesregierungen mit und ohne SPD den Kurs weiter. Das Ergebnis: expandierende soziale Ungleichheit.

 

Paradigmenwechsel – mehr als der Mindestlohn

Immer wieder betonen Vertreter*innen der SPD, dass die Agenda richtig gewesen wäre, um die Stagnation zu überwinden – nur die Folgen seien unvorhersehbar und unschön. Dass die Folgen schwerwiegend waren, ist richtig – der Rest falsch. Genauso wenig ist der Mindestlohn das Mittel, um die Folgen insbesondere der Hartz-Reformen der Agenda 2010-Politik zu beseitigen. Er federt die Entwicklung ab, dass Menschen in prekäre Niedriglohnjobs werden und eine gewerkschaftliche Vertretung enorm erschwert ist. Ähnliches gilt für die vorsichtigen Schritte, die Leiharbeit einzudämmen.

 

Fortsetzung der Agenda-Politik in der Groko

Wie fällt die Bilanz der Groko unter sozialdemokratischen Mitwirken aus? Ernüchternd. Die gesamte Bundesregierung hat den Export der Agenda-Politik fortgesetzt: In Griechenland setzte sie mit ihrer Austeritätspolitik eine unerbittliche Deregulierung samt Sozialstaatsabbau durch. Damit gab die SPD wieder etwas mehr Raum für eine solidarische Politik auf. In Zeiten der Globalisierung wird es überall schwerer Sozialstandards (erneut) zu erkämpfen, wenn sie woanders aufgegeben werden. Leider hat die Bundesarbeitsministerin es noch nicht einmal probiert, Sozialstaat zurückzugewinnen – im Gegenteil.

 

Hartz IV sogar noch verschärft

Andrea Nahles hat im Sommer 2016 die Sanktionspraxis verschärft: Eine Folge war es nun, dass „sozialwidriges Verhalten“ nun auch rückwirkend sanktioniert werden könne. Die Möglichkeiten zur juristischen Gegenwehr werden zusätzlich noch eingeschränkt. Das Ergebnis ist, dass die Zahl der sanktionierten Menschen wieder steigt. Davon in einem Drittel aller Fälle auch Kinder betroffen. Die verschärfen Bedingungen für unter 25jährige bestehen immer noch. Zu diesen Maßnahmen fand weder eine größere öffentliche noch eine SPD-interne Debatte statt.

 

Eine verheerende Bilanz

Positive Ansätze existierten in der Agenda 2010 nur in homöopathischen Ansätzen. Sie sind in vielen Fällen auch nur halbherzig umgesetzt. Die Ganztagsschulen erhielten zwar Förderungen, aber haben bis heute nicht das angestrebte Niveau erreicht. Generell ist von den angekündigten Bildungsinvestitionen nicht viel übriggeblieben und der Betreuungsausbau kaum ebenfalls verzögert.

 

Dem richtigen Schritt, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammenzulegen, stand eine massive Palette an verheerenden Maßnahmen gegenüber. Das harte Sanktionsregime ist per se nicht mit einem menschenwürdigen Umgang vereinbar. Zudem eröffnet es auch noch der Willkür Tor und Tür, wie die hohe Zahl erfolgreicher Klagen zeigen. Die niedrigen ALG II-Sätze selbst sichern keinesfalls eine sozio-kulturelle Teilhabe und ein Skandal für sich.

 

Dieser Druck auf die Arbeitnehmer*innen verstärkte die damalige Bundesregierung mit einer Maßnahmenpalette, um Arbeitsverhältnisse zu „flexibilisieren“. Darunter sind Fördermaßnahmen für Ausbeutung wie 1-Euro-Jobs, Ich-AG und Leiharbeit zu verstehen. Der dezimierte Kündigungsschutz rundete das Vorgehen ab.

 

Die ganze Reihe an Begleitmaßnahmen ist teilweise in Vergessenheit geraten: Arbeitgeber*innen sind einseitig entlastet worden – während Arbeitnehmer*innen belastet worden. Fast allen Bereichen des Sozialstaates sind in dieser Phase destabilisiert worden: von der Altersversorgung bis zu den Krankenkassen. Dass die Praxisgebühr wieder abgeschafft wurde, war nur der FDP zu verdanken. Der Sozialstaat wurde teilweise aktiv privatisiert.

 

Deshalb fordern wir den Kanzlerkandidaten und die gesamte Parteispitze zur endgültigen Abkehr von der Agenda-Politik auf. Dafür sind folgende Schritte schon für das kommende Wahlprogramm als Mindeststandards unverzichtbar:

 

  • Sofortiger Stopp der Sanktionen – einschließlich der verschärften Maßnahmen gegen junge Menschen
  • Anhebung des ALG II-Satzes auf das vom Paritätischen Wohlfahrtsverband geforderte Niveau, um sozio-kulturelle Teilhabe zu sichern
  • Bezugsdauer des ALG I und Vermögensfreibeträge für ALG II bei allen Altersgruppen anheben
  • Arbeitsverhältnisse absichern: Kündigungsschutz wieder stärken, Zeitarbeit und andere befristete Arbeitsverhältnisse weitereinschränken
  • Paritätische Finanzierung der Sozialabgaben wiederherstellen, also den Arbeitgeber*innen-Anteil anheben
  • Leistungskürzungen bei der gesetzlichen Krankenversorgung und den fixen Selbstkostenanteil abschaffen sowie eine umfassende Bürger*innenversicherung einführen
  • Über Vermögen, Erbschaften und höhere Einkommen viel stärker zur Finanzierung des Sozialstaates heranziehen

 

Das größte Armutsprogramm in der Geschichte der wiedervereinigten Bundesrepublik Deutschland muss mit der gleichen Energie, wie es eingeführt wurde, beseitigt werden.

Antrag 130/I/2017 Olympiastadion muss Bundesligaarena bleiben. Kein neues Stadion im Olympiapark.

20.04.2017

Die Pläne von Hertha BSC, ab 2025 in einem eigenen, auf dem Gelände des Olympiaparks Berlin errichteten Stadion zu spielen und das Olympiastadion allenfalls für wenige Spiele zu nutzen, aber weiterhin auf Teile seiner Infrastruktur zuzugreifen lehnen wir ab.

 

Wir wollen nicht, dass das erst zur Fußball-WM 2006 mit erheblichen Aufwand sanierte Olympiastadion Berlin zu einer lediglich selten genutzten musealen Tourismusattraktion herabgestuft wird. Zudem würde mit der neuen Veranstaltungsstätte ein ruinöser Wettbewerb zum Olympiastadion, der Waldbühne und anderen großen Veranstaltungsstätten in der Stadt eingeleitet.

 

Der Senat darf nicht durch Überlassen eines Grundstückes zulassen, dass Hertha BSC den Olympiapark Berlin und die in Umfang und Art wichtigen Sportanlagen durch den Bau eines Stadions mit über 55.000 Plätzen neu strukturiert und in seinem einmaligen historischen Charakter vollkommen verändert. Damit würden auch bestehende Sportanlagen und die Bildungsstätte der Landessportjugend überbaut und der wachsenden Stadt nicht mehr zur Verfügung stehen.

 

Allerdings erkennen wir das Bedürfnis von Hertha BSC und vielen Fußballfans nach einer atmosphärisch dichteren Fußballarena an.

 

Der Senat wird deshalb aufgefordert, unverzüglich mit Hertha BSC und der  Olympiastadion GmbH Gespräche aufzunehmen, um zu klären, ob und wie das Olympiastadion im Inneren so umgebaut werden kann, dass es den Ansprüchen an eine atmosphärisch dichte Fußballarena entspricht.

 

Ein möglicher Umbau im Innenbereich des Olympiastadions darf die Außenansicht des Olympiastadions in seiner einzigartigen historischen Art dabei nicht verändern.

 

Gleichzeitig wird der Senat aufgefordert, den Jahn-Sportpark so zu sanieren, dass dort große Leichtathletik-Veranstaltungen nach internationalen Standards durchgeführt werden können.

 

Wir appellieren zudem an Hertha BSC, mit dem Senat über eine gemeinsame Zukunft im Olympiastadion Berlin zu sprechen. Hertha BSC sollte als Zeichen des guten Willens sofort seine Pläne für einen Stadionumzug nach Brandenburg und damit die Verlagerung des seit 125 Jahren in Berlin beheimateten Traditionsvereins in ein anderes Bundesland aufgeben. Berlin und Hertha BSC gehören zusammen. Mit dieser Tradition sollte Hertha BSC gerade im 125. Jahr der Gründung des Vereins nicht leichtfertig umgehen.