Antrag 120/II/2014 Neues UNESCO-Weltkulturerbe in Berlin-Mitte

Die SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses und die SPD-Seite des Senats werden aufgefordert, die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung Berlins zu schaffen, um das Doppeldenkmal Hansaviertel – Karl-Marx-Allee auf die sogenannte Tentativliste für das Weltkulturerbe zu setzen.

Die zivilgesellschaftlich getragene Initiative aus dem Bürgerverein Hansaviertel e.V., der Hermann-Henselmann-Stiftung und dem Corbusierhaus e.V. aus dem Jahr 2012 ist hierfür erneut aufzugreifen. Da die Vorbereitung eines solchen Antrages professionell unterstützt werden muss, ist ein Engagement des Senates unumgänglich.

 

Bei der inhaltlich noch weitgehend zu erforschenden Planungs- und Wirkungsgeschichte sind folgende Aspekte herauszuarbeiten:

  • Inwieweit waren beide Orte „Glücksversprechen für eine Stadt von morgen“ ihrer jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Systeme?
  • Inwieweit waren die Planungsprozesse auch weltanschaulich von den beiden Supermächten beeinflusst oder gar mitgesteuert?
  • Welchen städtebaulichen Leitbildern folgten beide Projekte im fachlichen Sinne und welche urbanistischen Qualitäten wurden tatsächlich erreicht?
  • Welche gegenseitigen Beeinflussungen sind festzustellen und welche Wirkungsgeschichten gingen von beiden Projekten für die nachfolgende Städtebau- und Architekturpolitik aus?

 

Zusammen mit der Tatsache der geteilten Stadt, den Zeugnissen der Berliner Mauer und einer Reihe von aus der Teilung zu erklärenden baulichen Doppelstrukturen stellen die beiden Prestigeprojekte als Ausdruck einer damals das Weltgeschehen bestimmenden Systemkonkurrenz ein baukulturelles Erbe dar, das so einmalig und bedeutsam ist, dass es die Unesco-Kriterien gerade für die Zeitschicht des Kalten Krieges erfüllen wird.

 

Die Abgeordnetenhausfraktion der SPD und die SPD-Seite des Senats werden ebenfalls aufgefordert die Bewerbung um den Titel UNESCO-Weltkulturerbe bei den weiteren Planungen zur städtebaulichen Veränderung des Alexanderplatzes zu berücksichtigen. Besonders der Erhalt der Sichtachse vom Strausberger Platz zum Alexanderplatz sollte bei den weiteren Bauvorhaben beachtet werden.

Empfehlung der Antragskommission:
Annahme (Konsens)
Stellungnahme(n):
  Stellungsnahme der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin Die Idee eines "neuen UNESCO-Weltkulturerbes in Berlin-Mitte" wurde von der SPD-Fraktion aufgegriffen. Eine diesbezügliche Beratung wurde federführend an den zuständigen Arbeitskreis "Stadtentwicklung" übertragen, diese Beratung ist noch nicht abgeschlossen.   Stellungnahme SenStadtUm:  Die Bundesländer haben im November 2015 im Rahmen der KMK beschlossen, dass sie dem 2014 abge-schlossenen Tentativverfahren (bei dem der Berliner Vorschlag „Doppeltes Berlin“ keinen Erfolg hatte) kein weiteres Auswahlverfahren anschließen werden.   Hauptursache hierfür ist die Intention der UNESCO, das nach dem Austritt der USA stark reduzierte Budget der Organisation vorrangig zur Rettung und zum Wiederaufbau gefährdeter oder bereits zerstörter Welt-erbestätten in Krisen- und Kriegsgebieten einzusetzen. Damit stehen zukünftig keine Mittel mehr bereit, um neue Welterbeanträge durch kostenintensive ICOMOS-Gutachten prüfen zu lassen.   Ein weiterer Grund ergibt sich aus der Umsetzung der global strategy der UNESCO, wonach im Interesse von Chancengleichheit der Kontinente und Glaubwürdigkeit des Welterbegedankens künftig ausschließlich Vorschläge aufgenommen werden sollen, die bestehende Lücken der sogenannten „Gap List“ füllen. Von daher zeichnen sich Vorbehalte gegenüber weiteren deutschen Vorschlägen ab, denn die Bundesrepublik gehört zu den drei Staaten mit dem mit Abstand meisten Welterbestätten.   Dieser Strategie folgend wurden auch als sicher eingestufte Anträge der Tentativliste von vor 2014 durch die UNESCO zurückgewiesen.   Vor diesem Hintergrund ist die ressourcenbindende Erarbeitung  eines Weltkulturerbeantrages für die Aufnahme  in die Tentativliste wenig erfolgversprechend.